REZENSION WENN DER SCHIEFE TURM VON PISA FÄLLT. EIN POETISCHES SZENARIO
 
"Wen die Anagramme lieben, den lassen sie so schnell nicht mehr los. Stephan Krass ist einer davon. Doch derart direkt überschaubare Torsionen scheinen dem Profi-Wortspieler nunmehr eine Liga zu niedrig, nur noch reine Fingerübung zu sein. Kaspar Th. Sens, wie Krass sich selbst anagrammiert, ist neuerdings auf die Zahl gekommen. Jedes Wort hat einen Zahlenwert, der sich nach dem Schema A=1, B=2 usw. berechnet. Die poetisch wie mathematisch korrekten Ergebnisse stellte die Schauspielerin Petra Gack mit Mike Schweizer (Saxophon) und Jörgen Welander (Tuba) jetzt im Freiburger Morat Institut vor. Mit schwirrenden Trillern, klappernden Tasten und rhythmischen Stolpersteinen verwandeln Tuba und Saxophon die Gedichte in klingende Spielwiesen. Hinter den leichtfüßigen Worten herrscht aber äußerste Strenge bei den Spielregeln: Man fühlt sich bei diesen Konversionen, wie Krass sie nennt, an die geheimen Sprachverschlüsselungen erinnert, die im Barock Hochkonjunktur hatten. Oder an die Kabbalistik, jedoch ohne deren mystischen Überbau."
 
Elke Bihusch, Badische Zeitung